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Agiles Projekt­vor­gehen erfolgreich einführen (Teil 2)

Schritt 1: Ein Umfeld für agile Projekt­ar­beit schaffen

Die größte Heraus­for­de­rung bei der Einfüh­rung der agilen Arbeits­weise liegt weniger im metho­di­schen Vorgehen, als viel­mehr in der Schaf­fung der unter­stüt­zenden Rahmen­be­din­gungen sowie der Förde­rung einer Kultur, die die agilen Werte verkör­pert. Das beinhaltet u.A.:

  • Eigen­ver­ant­wor­tung der Mitar­beiter und Teams zu fördern
  • offene, trans­pa­rente Kommu­ni­ka­tion fach­über­grei­fend sicher­stellen
  • eine proak­tive Feed­back-Kultur zu fordern und fördern
  • flexible trans­pa­rente Struk­turen zu etablieren
  • fach­über­grei­fende Projekt­teams zusam­men­zu­stellen
  • Agilität selbst zu verkör­pert und vorzu­leben
  • den Fokus auf den Kunden und konkrete Ergeb­nisse zu legen
  • regel­mä­ßige sicht­bare Erfolge durch Quick­wins zu gene­rieren

Das sind klas­si­sche Führungs­auf­gaben für die Führung. Es würde aller­dings den agilen Prin­zi­pien der Selbst­or­ga­ni­sa­tion und Eigen­ver­ant­wort­lich­keit wider­spre­chen, wenn die Führung nun Maßnahmen beschließt und ihrem Bereich „verordnet“. Sie würden damit gegen die agilen Grund­sätze verstoßen und mögli­cher­weise wäre damit die agile Trans­for­ma­tion schon zum Schei­tern verur­teilt. Sinn­voller wäre für eine gelun­gene agile Trans­for­ma­tion, wenn die Führungs­ebene einer­seits das Ziel agile Arbeits­weise bspw. im F&E‑Bereich einzu­führen und die Gründe hierfür offen kommu­ni­ziert und ande­rer­seits die Mitar­beiter auf dem Weg der prak­ti­schen Umset­zung mit ins Boot holt. D.h. sie werden aktiv in die Ausge­stal­tung mit einbe­zogen und erar­beiten gemeinsam, wie die obigen Punkte konkret umge­setzt werden sollen. Prak­ti­sche Anre­gungen, bieten bereits bewährte agile Vorge­hens­mo­delle, bspw. SCRUM. Ich empfehle aller­dings nicht, ein solches Modell komplett umzu­setzen, sondern viel­mehr zu prüfen, welche Elemente eines agilen Modells für die eigene Orga­ni­sa­tion passend sind. Acht­sam­keit ist geboten, denn bereits in diesem Prozess sind die oben genannten Prin­zi­pien zu berück­sich­tigen. So müssen sich die Führungs­kräfte, wenn sie offene Kommu­ni­ka­tion fordern, auch darauf einstellen, dass sie kriti­sche Töne über die Vergan­gen­heit hören werden. Wenn nun – statt Wert­schät­zung für eine wert­volle Anre­gung — die Mitar­beiter in bewährter, hier­ar­chi­scher Vorge­hens­weise über­fahren oder zurecht­ge­wiesen werden, ist das Thema offene Kommu­ni­ka­tion bereits abge­hakt. Das zeigt, welche Heraus­for­de­rungen die agile Trans­for­ma­tion auch an Führungs­kräfte stellt, die bisher gewohnt sind, Rahmen­be­din­gungen und Ziele vorzu­geben.

Ganz wichtig ist, bei der Einfüh­rung der Agilität in einem begrenzten Teil der Orga­ni­sa­tion, einen “Schutz­raum” bereit­zu­stellen, in dem die agilen Prizi­pien erlernt und erprobt werden können — in einem defi­nierten Zeit­raum, um anschlie­ßend eine Bewer­tung vornehmen zu können. Der Schutz­raum kann nur durch eine Instanz im Unter­nehmen bereit­ge­stellt werden, die genü­gend “formale Macht” hat, um ihn auch über den gesamten defi­nierten Zeit­raum aufrecht zu erhalten — auch wenn im Rahmen des Lernens “Fehler” geschehen und Schwie­rig­keiten auftreten. Wenn die Betei­ligten nicht den Vertrau­ens­vor­schuss erhalten, Agilität ohne hiera­chi­sche Inter­vern­tion erproben dürfen, ist der Erfolg und die Aussa­ge­kraft der Erpro­bung ernst­haft gefährdet.

Weiter geht es im 3. Teil des Arti­kels.

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