Anregung für professionelleres Projektmanagement der öffentlichen Verwaltungen aus den USA?
Professionalisierung des Projektmanagements im öffentlichen Sektor
Interessante Neuigkeiten zum Thema Projektmanagement gibt es aus den USA zu vermelden. Dort hat die Obama-Administration am 16. Dezember 2016 den “Program Management Improvement and Accountability Act of 2015” (PMIAA) verabschiedet.Damit werden zukünftig neue Maßstäbe an die Qualität des Projektmanagements in den öffentlichen Verwaltungen angelegt, neue verbindliche Verantwortungen, aber auch Entwicklungsmöglichkeiten, eröffnet und insgesamt die Professionalisierung des Projektmanagements im öffentlichen Bereich vorangetrieben:
- Es werden neue Berufsbilder und Karrierepfade definiert.
- Es wird ein auf Standards beruhendes Vorgehen im Projekt- und Programm-Management eingeführt.
- Auf den Führungsebenen der Behörden werden Verantwortliche für das Vorgehen und die Strategie im Projekt- und Programm-Management gefordert.
- Ein Integrationsgremium zum Erfahrungsaustausch über Best-Practice soll etabliert werden.
Die Notwendigkeit hierfür ergibt sich laut PMI® daraus, dass strategische Regierungsinitiativen nur zu ca. 64 % ihre intendierten Ziele erreichen und pro 1 Mrd. $, die in öffentlichen Projekten ausgegeben werden, ca. 101 Mio. $ verschwendet würden. Quelle:Pressenotiz des PMI vom 16. Dezember 2016
Professionelleres Projektmanagement auch in deutschen Verwaltungen
Welche Bedeutung hat der PMIAA für uns im Projektmanagement in Deutschland und in Europa? Wenn wir uns die Liste der Projekte der öffentlichen Verwaltung vor Augen führen, die in Deutschland ihre Ziele nicht erreicht sowie den Zeit- und Kostenrahmen signifikant überschritten haben, so scheint mir auch hier der Bedarf nach einer solchen Professionalisierung der Projektmanagements im öffentlichen Sektor offensichtlich. Einige Projektbeispiele, die in der Öffentlichkeit bekannt sind, mögen einen davon Eindruck vermitteln:
- Großflughafen Berlin-Brandenburg
- Elbphilharmonie
- Stuttgart21
- Umzug des Bundesnachrichtendienstes
- Leiziger City-Tunnel
- LKW-Maut
- Hartz-IV-Software
- Herkules-Projekt der Bundeswehr
- Transportflugzeug AM400 der Bundeswehr
- Polizeifunk
- Massive Probleme bei der Elster-Software für die elektronische Steuererklärung
- … diese Liste ließe sich problemlos noch um weitere Beispiele ergänzen
Zum Thema Zielverfehlungen öffentlicher Projekte findet sich ein interessanter Artikel im Spiegel vom 09.01.2013.
Das gleiche Thema im Hinblick auf Rüstungsprojekte beleuchtet dieser Artikel des Handelsblatts vom 21.05.2013.
Es bleibt also sehr zu hoffen, dass die Politik auch hierzulande die Notwendigkeit zur Professionalisierung im Projektmanagement bald erkennt und zügig umsetzt. Leider muss ich jedoch gestehen, sehe ich bisher noch wenig Ansätze dazu, sich ehrlich zu machen, wie es um die Lage des Projektmanagements der öffentlichen Hand steht. Da gibt es Einzelinitiativen, beispielsweise und positiv erwähnenswert den Review des Projektmanagements bei der Bundeswehr durch eine Unternehmensberatung inkl. eines öffentlichen Berichts. Allerdings bleibt für die Öffentlichkeit unklar, welche Maßnahmen und Verbesserungen daraus abgeleitet wurden und darüber hinaus kann ich leider noch nicht erkennen, dass auf der Bundesebene Initiativen zur Verbesserung des Projektmanagements vorangetrieben werden.
Mut macht mir, dass der Bedarf offensichtlich erkannt ist, denn der Kongress Zukunftskongress Staat & Verwaltung fand 2016 zum vierten Mal mit prominenter Beteiligung statt und ist für 2017 erneut geplant. Auf diesem Kongress treffen Vertreter der öffentlichen Verwaltungen und professionelle Dienstleister aufeinander und tauschen sich über die Anforderungen eines modernen Projektmanagements aus. Sicher wird auch dort der PMIAA Beachtung finden und dikutiert werden. Mögen fruchtbare Anstöße daraus erwachsen …
Herzlichst
Ihr Elmar Sänger
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